Allgegenwärtig, geliebt und zugleich verteufelt: die bösen, bösen Kohlehydrate! Aber sind Kohlehydrate wirklich so schlecht wie ihr Ruf?
Mit Sicherheit nicht! Zunächst einmal sind Kohlehydrate ein sehr wichtiger und schnell verfügbarer Energieträger für unseren Körper.
Doch ihre Funktion geht weit über die des Energielieferanten hinaus. So sind sie zum Beispiel wichtiger Bestandteil unserer Zellmembranen und der DNS und damit unerlässlich für unsere gesamte Körperstruktur. Auch unser Wasser- und Elektrolythaushalt kann kaum ohne sie! Sie beeinflussen die Ausschüttung von Insulin, unsere Blutfett- und Zuckerwerte. Und das nicht immer nur im negativen Sinne - auch wenn dieser im Zusammenhang mit Kohlehydraten oft vordergründig ins Feld geführt wird.
Anstatt Kohlehydrate als Ganzes zu verfluchen sollten wir besser darüber nachdenken, welche Art von Kohlehydraten wir zu uns nehmen. Denn die eigentlichen Sündenböcke schwächelnder Gesundheit und überbordender Körpermassen ist berechtigterweise nur eine eigentlich recht kleine Gruppe aus dem großen Reich der Kohlehydrate: Einfach- und Zweifachzucker wie sie beispielsweise in Süßigkeiten und vielen Limonaden vorzufinden sind. Oligo- und Polysaccharide, also Kohlehydrate aus 3 oder mehr Zuckerketten sind dagegen weit weniger bedenklich und kommen in der Regel nur in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Beliebte Vertreter mit sog. Oligosaccharosen sind z.B. Hülsenfrüchte wie Sojabohnen oder Erbsen.
Die großen Brüder der Oligos sind die Polysaccharide. Sie dürfen getrost als die "Protze" unter den Kohlehydraten bezeichnet werden, bestehen sie doch aus Ketten von mindestens 10 Molekülen. Kein Wunder also, dass bei solch komplizierten Bauwerken manche von ihnen unverdaulich sind! Klingt im ersten Moment schlecht, ist aber für unseren Körper tatsächlich sehr gut. Diese sogenannte Ballaststoffe sorgen für eine gesunde Darmtätigkeit, verzögern die Magenentleerung (machen also lange satt) und steigern die Wirkung von Insulin während Blutfettwerte und Bluthochdruck eingedämmt werden können.
Ballaststoffe sind also die absoluten Helden aus der Familie der Kohlehydrate und finden sich ebenfalls hauptsächlich in unverarbeiteten pflanzlichen Lebensmitteln, wie z. B. den meisten Vollkornprodukten.
Und wo sind nun unsere Freunde "Nudeln, Reis und Kartoffel" einzuordnen? Auch sie gehören zur Gruppe der Polysaccharide. Ihr vornehmliches Kohlehydrat ist die sogenannte Stärke, ein Hauptkohlehydrat für unseren Körper. Denn seine Bestandteile sind zwar teilweise verdaulich, aber deutlich schwerer und langsamer aufzuspalten als Einfach- oder Zweifachzucker. Das heißt sie liefern Energie, ohne unseren Blutzuckerspiegel allzu schnell in schwindlige Höhen zu treiben. Daher machen sie länger satt! Oder möchte jemand ernsthaft behaupten, ein Buttercroissant mit Marmelade mache genauso lange satt wie beispielsweise ein Vollkornbrötchen mit Käse...?
Vor diesem Grund dürfte schnell klar sein, dass die Verbannung von Kohlehydraten aus unseren Speiseplänen weit entfernt von gesunder und ausgewogener Ernährung ist. Doch es ist meist ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis unser Körper sich (über unser Unterbewusstsein) über einen ausgedehnten Mangel an Kohlehydraten beschwert. Anfangs noch leise mit zarten Gelüsten nach Brot, Chips oder Schokolade... bleiben diese allerdings unbeantwortet, folgen schon ziemlich bald fiese und irgendwann nicht mehr zu verdrängende Heißhungerattacken.
Was also dürfen wir daraus lernen? Statt blankem und unzufrieden machendem Verzicht vielleicht doch besser auf die Auswahl der Kohlehydrate achten. Schokolade, Eis und Kekse sind dabei aber nicht völlig verboten. Wie so oft in Leben macht auch hier die Menge das Gift. Guten Appetit!
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